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Hier können Sie einige Andachten nachlesen, die donnerstags in der Bartholomäuskriche gehalten wurden:

Margret Isringhausen: Wie junge Menschen zum Glauben kommen.

Rudolf Hanneforth: An Gottes Segen ist alles gelegen.

Wolfgang Bergmann: Ein Loblied auf Gottes Güte und Gerechtigkeit.

Hannelore Ehrich: Jesus und die kanaanitische Frau.

Jutta Friedrich: Lehre mich, dass mein Leben ein Ziel hat. (Psalm 39, 5)

Hans Schlüter: Die Bedeutung der Kinder

Hans Schlüter: Die Macht der Vergebung

Hans Schlüter: Christ und Obrigkeit

Hans Schlüter:  Was bedeutet Dankbarkeit?

 

Margret Isringhausen:
Wie junge Menschen zum Glauben kommen.

Guten Abend, herzlich willkommen zu unserer Andacht am Donnerstagabend „Dein Moment mit Gott – Gottes Wort als Hilfe im Alltag“.

Mein Name ist Margret Isringhausen und – ich liebe Kreuzworträtsel. Sie sind für mich ein wunderbarer Zeitvertreib, bei dem ich so richtig abschalten kann. Und außerdem empfinde ich es als sehr befriedigend, wenn sich die Lösungswörter so perfekt ineinander fügen und ich sofort die Rückmeldung bekomme, etwas richtig oder auch falsch gemacht zu haben.

Aber vor einiger Zeit stand ich auf dem Schlauch. „Gläubige Großmutter von Timotheus“ wurde gesucht. Noch nie hatte ich etwas von ihr gehört und als begeisterte Oma war mein Interesse geweckt. Zum Glück war eine Textstelle im Neuen Testament als Lösungshilfe angeboten, so dass ich nachschlagen konnte. Ich lese die entsprechenden Verse aus dem 2. Brief des Paulus an Timotheus im 1. Kapitel nach einer neueren Übersetzung (2.Tim.1, 5-7). Aha – also Lois hieß die fromme Großmutter. Mit dem Eintrag der Buchstaben in das Rätselraster war es aber für mich nicht getan.

Interessant, dachte ich, Paulus, der ja sonst nicht von den Qualitäten der Frauen überzeugt zu sein scheint und sich an anderer Stelle sogar dazu hinreißen lässt zu sagen: „Die Frauen sollen schweigen in der Gemeinde“ (1.Kor. 14,34). Dieser Paulus attestiert der Großmutter Lois und der Mutter Eunike nicht nur einen aufrichtigen und überzeugenden Glauben sondern er spricht sogar davon, dass dieser Glaube auch auf Timotheus übergegangen ist. Das ist allerhand, besonders wenn man davon ausgeht, dass dieser Timotheus später Bischof in Ephesus wurde. Mit ein wenig Phantasie können wir uns vorstellen, wie sich der Glauben bei dem kleinen Timotheus entwickelt hat.

Ich sehe Lois und Eunike vor mir. Sie unterhalten sich über die unerhörten Geschichten, die sie bei den Gemeindeversammlungen über Jesus gehört haben. Und Timotheus sitzt dabei. Er hört von den Zweifeln der Frauen, aber er bekommt auch ihre Freude über die befreiende Botschaft des Evangeliums mit. Vielleicht hört er sogar die Geschichte, wie Jesus die Kinder zu sich ruft und sie segnet. Timotheus wird miterlebt haben, wie die Frauen zusammen gebetet haben. Ich kann mir auch vorstellen, dass sie auch im Beisein des Jungen Gott um Schutz und Bewahrung ihres Kindes gebeten haben. Irgendwann wird Timotheus seine Mutter und seine Großmutter beim Besuch der Gemeindeversammlung begleitet haben. Er hat erlebt, wie Gottesdienst gefeiert wurde aber auch, wie die Armen und Bedürftigen der Gemeinde verpflegt wurden. Er hat erfahren, dass die Menschen in der Gemeinde für einander da waren, dass sie sich geholfen und gestützt haben, dass sie ihre Freude am Glauben geteilt haben . – Und irgendwann später, vielleicht erst als kritikfähiger Jugendlicher, wird er gefragt haben: Warum tut ihr das? Was bringt euch das? Ich vermute, dass Lois und Einike weniger mit dem Verstand als vielmehr mit dem Herzen auf diese Fragen geantwortet haben. Keine theologischen Erklärungen zur Gottessohnschaft Jesu, sondern schlicht und ergreifend das Bekenntnis: Wir sind froh, von Jesus und seiner Botschaft gehört zu haben. Wir fühlen uns von Jesus verstanden. Er spricht zu uns von Gott, so dass wir Gott verstehen. Wir sind überzeugt, dass wir Gottes geliebte Kinder sind. Das hat Jesus gesagt. Viele Leute in der Gemeinde bezeugen das und richten ihr Leben danach aus. Bestimmt war das Bekenntnis der beiden Frauen überzeugender als ich es hier wiedergeben kann, denn Timotheus fing auch an zu glauben und wuchs in die Gemeinde hinein.

Und da begegnet er erst später dem Apostel Paulus, der für Timotheus so etwas wie ein geistlicher Lehrer gewesen sein mag (oder auch einem anderen wichtigen Prediger, wenn man der neueren Bibelforschung folgen will). Er wird durch Handauflegen gesegnet und wird zu verantwortungsvoller Mitarbeit in der christlichen Gemeinde berufen.

Warum erzähle ich Ihnen das?

Ich finde, dass wir uns Gedanken darüber machen sollten, wie bei uns junge Leute zum Glauben kommen. Ich bin überzeugt, dass es auch heute noch so wie zu Timotheus Zeiten geht. Wenn ein Kind erfährt, dass der Glaube an Jesus Christus für seine Bezugspersonen, seien es Eltern, Großeltern, Paten oder auch Freunde der Familie eine große Rolle in ihrem Leben spielt, dann werden sie empfänglich für die frohe Botschaft. Wenn die Kinder erfahren, dass die liebevolle Zuneigung, die ihnen andere entgegenbringen, ihren Ursprung in der Liebe Gottes zu den Menschen hat, dann werden auch sie sich zu diesem Gott hingezogen fühlen. Der Glaube an Gott als unseren Schöpfer und Herrn und an Jesus Christus als seinen Sohn und unseren Bruder wird durch das persönliche Zeugnis weitergegeben. Das können sicher viele von Ihnen bestätigen.

Im Religionsunterricht lernen die Schülerinnen und Schüler heute viel über die Entstehung der Bibel, wie die zwei unterschiedlichen biblischen Schöpfungsberichte zustande gekommen sind, wie man Gleichnisse interpretiert und noch Vieles mehr an theoretischem Wissen. Aber das Entscheidende ist nach meiner Erfahrung die Frage der jungen Leute: „Und was glauben Sie?“ Die Frage lautet nicht: „Was wissen Sie?“ oder „Was halten Sie für wahr?“ Nein, die Kinder wollen wissen, was wir persönlich glauben, wonach wir unser Leben ausrichten, was für uns Bestand hat.

Bitten wir Gott, dass wir weder als „normale“ Christen, noch als Lehrerinnen und Lehrer, noch als Pfarrerinnen und Pfarrer, dann die Antwort schuldig bleiben. Bitten wir Gott, dass wir uns dann zu ihm bekennen können und die Kinder und Jugendlichen durch unser Verhalten zum Glauben einladen.

Vor kurzem hat in unserer Gemeinde für die neuen Katechumenen der kirchliche Unterricht begonnen. Einer von ihnen ist mein Enkel. Als er mit ungefähr vier Jahren Freude am Umgang mit Buntstiften, Papier und Schere entwickelte, bastelte er für mich eine Kirche, erkennbar an dem hoch aufragenden Turm und einem weit ausladenden Dach. „Omas Kirche“ nannte er sein Kunstwerk. Ich wünsche mir und bete dafür, dass er mit seiner Konfirmation sagen kann „Meine Kirche“.

Wir beten:

Herr Jesus Christus, wir alle brauchen Mut und Kraft zum Leben. Wir brauchen auch den Glauben. Wenn wir den nicht haben: welchen Sinn hat dann alles, und woran sollen wir uns halten?

Wir bitten dich: Lass uns spüren, dass du bei uns bist. Hilf uns, dir zu vertrauen und auf dich zu hören, hilf uns, dich zu finden.
Gib uns und unseren Kindern eine Gemeinde, in der sich alle zu Hause fühlen können.
Gib uns den Mut, unseren Glauben weiter zu geben.
Wir sprechen gemeinsam:
Vater unser …..

Herr, wir bitten dich: Segne uns. Halte deine schützenden Hände über uns und gib uns deinen Frieden. Amen

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Rudolf Hanneforth
An Gottes Segen ist alles gelegen.

Guten Abend, liebe Zuhörerinnen und liebe Zuhörer,

ich darf Sie herzlich begrüßen und freue mich, dass Sie gekommen sind, um an unserer wöchentlichen Kurzandacht teilzunehmen, die wir wieder im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes halten.

Möge Gott unser Zusammensein segnen, damit daraus eine Hilfe im Alltag wird. Amen.

Am 25. Juni d.J. durfte ich mein 70jähriges Konfirmationsjubiläum feiern, das manchmal auch als „Gnadenkonfirmation“ bezeichnet wird. Ohne Zweifel ist es eine Gnade, wenn man an dieser Festveranstaltung in der Kirche teilnehmen kann und nicht durch Krankheit daran verhindert ist.

Zum Gedenken an die Wiederkehr des Konfirmationstages wurde uns Teilnehmern eine Art „Urkunde“ überreicht. Diese trug außen die Aufschrift „Zum Konfirmationsjubiläum“, im inneren Teil war rechts der Innenraum unserer Kirche mit Blick auf den Altar abgebildet und links die Personalien eingetragen. Darüber stand der Bibelspruch aus 1. Mose 12, Vers 2

Gott spricht: Ich will dich segnen,
und du sollst ein Segen sein.

Wenn ich bis heute auf meinen Lebensweg zurückblicke, kann ich nur bezeugen, dass ich mich als ein von Gott Gesegneter fühle. Es ist schon ein Segen, wenn man in einem christlichen Elternhaus zur Welt kommt, eine umsorgte und geborgene Kindheit erlebt und anschließend einen Beruf erlernt, im Krieg als Soldat und in der Kriegsgefangenschaft buchstäblich behütet wurde und einigermaßen gesund heimkehren durfte.

Ich war nie arbeitslos und konnte nach einem erfolgreichen Berufsleben in den Ruhestand gehen.

Ob ich nun Gottes Anspruch erfülle ….. du sollst ein Segen sein, vermag ich nicht zu beurteilen, doch konnte ich in einer Reihe von Funktionen anderen Menschen nützlich sein und manchen Ratsuchenden hilfreich.

Den Bibelabschnitt zu Beginn des 12. Kapitels überschreibt Hans Bruns in seiner Übersetzung:

„Gottes Befehl an Abram und seine Verheißung für ihn“

Zum Verständnis darf ich die Verse 1-3 im Zusammenhang vorgetragen: Der Herr redete zu Abram: „Gehe deinen Weg (allein) weiter, weg aus deinem Heimatland und von deiner Verwandtschaft und deinem Vaterhaus in das Land das ich dir zeigen werde! Ich werde dich zu einem großen Volk machen und ich werde dich segnen, ich werde deinen Namen groß machen. Werde du ein Segen! Ich werde segnen, die dich segnen, ich werde verfluchen, die dich verfluchen, und in dir werden sich alle Geschlechter der Erde Segen wünschen“.

Soweit der Bibeltext. Gott redet, ruft, befiehlt, aber – verspricht zugleich große Segnungen.

Das deutsche Wort „segnen“ kommt von dem lateinischen Wort „signare“ und bedeutet „zeichnen“. Früher wurden Schafe mit den Anfangsbuchstaben ihrer Besitzer „gezeichnet“, damit keine Verwechslung geschah. Ebenso empfangen wir im Segen des Eigentumszeichen Gottes. Ein Gesegneter gehört auf die Seite Gottes. Er ist sein Eigentum. Im griechischen Urtext hat das Wort für „segnen“ noch eine andere Grundbedeutung. Es heißt dort „das gute Wort sagen“. Gott spricht im Segen sein gutes Wort zu uns.

Brauchen wir Gottes Segen?

Wie viele fragen noch danach in den Wechselfällen des Lebens? Wenn Leben gelingt, liegt das nicht einfach am Zufall? „Glück gehabt“, so heißt es dann.

Aber was können Glück und Gelingen ohne Gottes Segen im Leben bewirken?

Segen, das ist mehr als „Happy-End“ oder „Hans im Glück“. Segen, das sind Gottes Fußspuren in unserem Leben, sein Mit-Sein auf all unseren Wegen, auch im Leiden, sein Du, das uns mit guten Gaben beschenkt, das beschützt, bewahrt und uns am ewigen reich Gottes teilhaben lässt. So sieht gelungenes Leben unter Gottes Segen aus.

Und wenn der Segen fehlt?

Viele kannten ihn, den Jugendpastor und Evangelisten Wilhelm Busch, und Unzählige wurden durch ihn gesegnet. Er selber aber wusste auch von anderen Zeiten und sprach offen darüber. Von den so dringlich vorgetragenen Bitten hatte er sich schließlich überreden lassen und die Stelle im Essener Weigle-Jugendhaus angetreten. Doch nach einem Jahr musste er feststellen, dass überhaupt nichts ging und er überall gegen Mauern lief. „Es war eine höllische Zeit“, schreibt er später.

Schließlich gestand er sich ein, dass er bei seiner Entscheidung überhaupt nicht nach Gottes Willen gefragt hatte und Gott ihn wohl deshalb auch nicht segnen konnte. Was sollte er tun? Zurück konnte er nicht mehr. Er suchte seelsorgerlichen Rat, bekannte Jesus seine Eigenmächtigkeit als Sünde und bat um Vergebung. Ab da wurde alles anders und er konnte fast 40 Jahre lang einen gesegneten Dienst tun.

An Gottes Segen ist alles gelegen.

Diese Erfahrung musste auch Pastor Wilhelm Busch machen.

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Wolfgang Bergmann
Ein Loblied auf Gottes Güte und Gerechtigkeit

Der 146. Psalm, den wir miteinander gebetet haben, ist ein Gotteslob voll strahlender Zuversicht und Ermutigung. Der erste von fünf  Psalmen, mit denen das ganze Buch des Psalters wie in einer großen Symphonie des Lobes Gottes ausklingt.

„Hallelujah! Lobe den Herrn, meine Seele! Ich will den Herrn loben, solange ich lebe, und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.“

Es ist ja wahrlich keine unwichtige Frage, wessen Lob wir im Leben singen wollen. Es ist für jeden Menschen so etwas  wie eine persönliche Grundentscheidung mit weitreichenden Auswirkungen für das ganze Leben. Was wir fühlen und denken, reden und tun, worauf wir hoffen, wozu wir nein sagen müssen und ja sagen dürfen, das hat alles mit dieser Grundentscheidung zu tun. Martin Luther hat sie in Auslegung des ersten Gebotes einmal schlicht auf den Punkt gebracht: „Woran du dein Herz hängst, das ist dein Gott.“ - Und wir fügen hinzu: Diesem Gott wirst du dann auch deine Loblieder singen.

Singt eure Lieder nicht in die falschen Ohren, mahnt der Psalmbeter, hängt euer Herz nicht an große Namen! Verlasst euch nicht auf Fürsten. Sie sind auch nur Menschen wie du oder ich, sie können ja nicht helfen.

Gott trägt viele Namen in dieser Welt, und manchmal verbirgt sich nichts Gutes dahinter. Auch das Lob Gottes braucht also Klarheit und will bedacht sein. Es versteht sich nicht von selbst, welchen Gott wir loben und warum wir es tun. Wie viele belanglose und egoistische, aber auch gefährliche und menschenverachtende Loblieder sind schon im Namen eines Gottes auf die Fürsten dieser Welt, die großen und die kleinen, die glänzenden und die heimlichen, gesungen worden.

Ob wir dem Gott Jakobs unser Hallelujah singen, oder ob wir den Göttern unserer eigenen Wünsche und Ideologien huldigen, das entscheidet sich immer an unserer Bereitschaft, zuerst auf Gottes eigene Stimme, auf  Gottes eigenes Wort zu hören.

Auf  Gottes eigene Stimme, auf Gottes eigenes Wort zu hören, lehrt uns die Bibel auf jeder Seite.

Auf Gottes eigene Stimme, auf Gottes eigenes Wort hat auch der Beter des wunderbaren 146. Psalms zuerst gelauscht, hat tief hineingehört in die Überlieferung seines Volkes, bringt Moses und die Propheten zum Klingen und die ganze Lebenserfahrung seines Volkes mit Gott zum Leuchten.

Wer ist denn dieser Gott Jakobs, dem er sein Loblied singt?

Es ist der Gott, der Himmel und Erde geschaffen hat, das Meer und was darinnen ist. Der also alles, was ist, in die Freude des Daseins gerufen hat.

Es ist der Gott, der auch uns Erdenkinder ins Leben gerufen hat, Bilder seiner Ehre, Kinder seiner Liebe und Fürsorge.

Begrenzt sind wir da, nicht ewig. Begrenzt in der Zeit, begrenzt in unserem Planen, begrenzt und verletzlich in der Schönheit unserer Gestalt und unserer Gaben. Doch gehalten von seiner Treue. Zurecht gebracht in ohnmächtigem Leid. Gestärkt in aller Not des Lebens.

Auf diese Stimme hört der Psalmist zuerst, nimmt sie tief in sich hinein, in seine Ohren, in seinen Verstand, in sein Herz, und bringt sie mit seinem Loblied zum Klingen.

Warum denn immer zuerst auf Gottes eigene Stimme, auf Gottes eigenes Wort hören?

Haben wir nicht das Recht, unsere eigenen Lieder zu singen? Dürfen wir Gott nicht mit unseren eigenen Einsichten ehren, wie und wann uns danach ist? Was gäbe das doch für ein prächtiges, festliches, vielstimmiges Halleluja an den Altären dieser Welt, wenn es einmal möglich wäre, alle Menschen in gebotener Toleranz nach ihrer Facon gemeinsam singen und rühmen zu lassen!

Doch das Lied, das da in diesem höheren Chor zur Aufführung käme, wäre nicht das Loblied zu Ehren des Gottes Jakobs. Es wäre nicht das Lied des Herrn, unseres Gottes, der seine Menschen auch lobt und ehrt, der dies aber ausdrücklich und vorzüglich tut in allen ihren verletzten, ihren schwachen und ohnmächtigen, ihren notleidenden Gliedern.

Es wäre nicht das Loblied in den so wunderbar menschen-freundlichen, tröstlichen Strophen, wie sie der 146.Psalm zu sprechen und zu singen gibt.

Der Herr schafft Recht denen, die Gewalt leiden; er speist die Hungrigen. Der Herr macht die Blinden sehend, er richtet auf, die niedergeschlagen sind. Der Herr liebt die Gerechten. Der Herr behütet die Fremden im Land; er gibt Kraft denen, die liebe Menschen verloren haben, er ist nahe denen, die verwaist, verwitwet, vereinsamt sind.

Eine große Wohltat ist dieses Lied vom helfenden, zurechtbringenden, aufrichtenden Gott, ein Wohlklang für alle Mühseligen und Beladenen dieser Welt, für alle, die wirklich Unrecht erleiden, denen Lebensnotwendiges vorenthalten wird, die im Dunkeln leben, die ganz unten sind.

Welcher Mensch hätte nicht Grund und Anlass, in Not und Gefahr den menschenfreundlichen Gott zu rufen?

Wer unter uns, der nicht auch schon mühselig und beladen war und dem Gott seine Hände entgegengestreckt hat, der Wunder tut und allen Jammer stillt?

Es geht eine starke, einladende, tröstliche Kraft aus von diesem Loblied auf Gottes Hilfe in der Not. „Wohl dem Menschen, dessen Hilfe der Gott Jakobs ist“, glücklich jeder, der auf ihn seine Hoffnung setzt. „Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ So klingt die Zuversicht, die vom 146. Psalm ausgeht, noch in den Seligpreisungen nach.

Ein Loblied auf Gottes Güte und Gerechtigkeit ist dieser kunstvolle Psalm. Aber er ist es nicht nur als ganz persönlicher Trost für Menschen in der Not ihres Lebens.

Ein Loblied auf Gottes Güte und Treue ist dieser Psalm auch darin, dass er das Zeugnis einer verbindlichen Willenserklärung Gottes ist, an die er nicht nur sein eigenes Tun bindet, sondern an die er auch alles menschliche Tun bindet, wenn es nicht in die Irre gehen soll.

In einer Reihe von zwölf Aussagen, die durch ihre vollendete Zahl die Fülle und Vollkommenheit des göttlichen Handelns zum Ausdruck bringen wollen, legt Gott sich fest, erklärt seinen Willen, definiert sich in seinen Taten, macht sich erkennbar darin, dass er seine Schöpfermacht stets neu im Retten und Bewahren notleidender Menschen erweisen will. Gott legt sich fest und er legt zugleich uns fest, will erkennbar sein auch in dem, was wir tun, will, dass wir ihn nicht nur mit unseren Stimmen, sondern auch mit unseren Taten als einen menschenfreundlichen Gott ehren.

Ein „soziales Credo“ hat man den Psalm genannt, eine Sozialcharta der Bibel. Vor allem aber ist es ein Lied, das unser Singen und Hoffen, unser Glauben und unser Tun im Namen des Gottes Israels zusammenhält und untrennbar bindet an sein gerechtes und barmherziges Handeln an all seinen notleidenden Geschöpfen.

Von diesem Psalm hin zum geheimnisvollen Wort Jesu „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“, ist es wohl nur noch ein kleiner Schritt.

„Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod“, singt Paul Gerhard in seiner Nachdichtung unseres Psalms. In solchem Wissen leben zu dürfen, sich immer wieder zuversichtlich hineinbergen zu dürfen, das ist ein großes Glück. So kann uns der Psalm zum Trostlied werden in der ganz persönlichen Not unseres Lebens.

Gott weiß sich aber auch eine Gemeinde zu schaffen, er weiß Menschen zu rufen, denen er Augen und Ohren weckt, denen er Herz und Verstand öffnet, und die er so befähigt mitzuwirken an seinen menschenfreundlichen Werk und ermutigt, mit ihm einzutreten für Lebensrecht und Würde der Menschen, deren unversehrtes Bild in ihm bewahrt ist. In dieser Gemeinde leben zu dürfen, sich immer wieder zuversichtlich hineinstellen zu dürfen, ist ebenfalls Freude und Glück. In ihr wird uns der Psalm zum gemeinsamen Trostlied in der Not der Welt.

Es ist schön, dass wir zu Beginn unserer Gottesdienste mit der Gemeinde immer einen Psalm aus dem großen Gebetbuch des Volkes Israel beten. Sie bringen ja ganz viel von dem zum Klingen, was in uns ist, von unserer Lebensfreude und unserer Traurigkeit, von unserer Hoffnung und unserer Dankbarkeit. Und sie rufen uns immer neu in die große Freiheit hinein, die Gott uns zeigt und schenkt, so wie es der 146. Psalm tut:

„Verlasst euch nicht auf Fürsten; sie sind auch nur Menschen, die können ja nicht helfen. Doch wohl dem, der seine Hoffnung setzt auf den Herrn, seinen Gott…Denn der Herr ist König, er ist dein Gott, für und für.“

Amen.

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Hannelore Ehrich
Jesus und die kanaanitische Frau.

Liebe Besucher unserer Andacht „Dein Moment mit Gott“, heute denken wir über eine Geschichte aus Matth.15 nach mit der Überschrift: Jesus Christus und die kanaanitische Frau.

Jesus zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück.

Eine kanaanitische Frau, die dort wohnte, kam zu ihm und rief: »Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt.« Aber Jesus gab ihr keine Antwort. Schließlich drängten ihn die Jünger: »Sieh zu, dass du sie los wirst; sie schreit ja hinter uns her!« Aber Jesus sagte: »Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden.« Da warf die Frau sich vor Jesus nieder und sagte: »Hilf mir doch, Herr!« Er antwortete: »Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.« »Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.« Da sagte Jesus zu ihr: »Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen.« Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund.

Das ist die Geschichte von einer Mutter, der großes Leid widerfahren ist. Sie hat eine Tochter. Ob sie noch mehr Kinder hat, davon erfahren wir nichts, aber diese eine Tochter, von der hier die Rede ist, ist krank und wenn ein Kind krank ist, dann liegt es der Mutter mehr am Herzen als die gesunden Kinder.

In der Bibel steht: Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt.

Eine körperliche Krankheit ist schon schlimm. Aber eine seelische hat noch ihre besonderen Probleme. Die Bibel sagt auch: der Kranke ist von einem bösen Geist besessen. Das bedeutet wohl, dass er aus eigener Kraft nicht mehr heraus kann. Denken wir an die Alkoholkranken, an die Drogensüchtigen, an die Tablettenabhängigen, die Menschen, die an Zwängen leiden. Da gibt es den Kontrollzwang, den Waschzwang, Putzzwang und schlimme Zwangsvorstellungen.

Ich kenne einen Menschen, der so eine Zwangskrankheit hat. Er leidet unter Ängsten, dass etwas Schlimmes passiert, wenn er seine Zwangsrituale nicht ausführt, z.B. sich sehr oft die Hände wäscht. Oft leiden diese Menschen auch unter Selbstmordgedanken.

Die Angehörigen solcher Kranken leiden mit. Erst wissen sie wohl nicht, was da passiert. Immer wieder sagen sie: Das ist doch gar nicht wahr, was du da denkst und fühlst. Das wissen die Kranken im Grunde auch, aber trotzdem können sie nicht dagegen an.

Welche Krankheit die Tochter der kanaanitischen Frau hatte, wird nicht genau erzählt. Aber die Mutter ruft Jesus zu: Hab Erbarmen mit mir. Daran können wir sehen, wie sehr die Frau mit ihrer Tochter mitleidet. Wieviel schlaflose Nächte sie wohl schon durchlitten hat und bei wie vielen Ärzten sie schon mit der Tochter gewesen ist? Sie war ja eine Frau, die einen heidnischen Glauben hatte und wohl auch die Medizinmänner um ihre Hilfe gebeten hat. Keiner konnte helfen.

Nun kam Jesus in dieses Land, das Land um Tyros und Sidon. Jesus wurde in Jerusalem von den Pharisäern und Schriftgelehrten verfolgt und wollte hier mal eine Weile Ruhe haben. Aber sein Ruf ging ihm voraus, dass er Kranke heilen konnte. Davon hörte die Frau und Hoffnung keimte in ihr auf. Die Not treibt sie zu Jesus.

Sie weiß aber schon, dass das kein gewöhnlicher Wundertäter ist. Sie spricht ihn an mit dem Titel: Herr, Sohn Davids. Sie hat also schon davon gehört, dass die Juden glauben, dass er der Messias, der erwartete Erlöser ist. Sohn Davids: der zukünftige König Israels.

Diesem Mann ruft sie auch den Grund für ihre Sorge zu: Meine Tochter wird von einem bösen Geist sehr geplagt. Sie glaubt, dieser Mann Gottes kann auch Herr über böse Geister sein. Sie sieht in diesen Jesus ihre letzte Chance und darum ruft sie so laut sie kann.

Aber Jesus antwortet nicht. Er kümmert sich gar nicht um sie. Den Jüngern ist das Ganze peinlich. Jesus und sie auch sind doch hier her gekommen, um mal ihre Ruhe zu haben. Sie sagen zu Jesus, gib ihr doch ihren Willen, heile ihre Tochter, dann sind wir sie los.

Jesus aber sagt: Ich bin nur zum Volk Israel, dieser Herde von verlorenen Schafen, gesandt worden.

Wie sollen wir das verstehen? Jesus war vor seinem Kreuzestod tatsächlich nur der Messias der Juden. In Johannes 12 steht, dass Jesus sagt: Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich sie alle zu mir ziehen. Das sagt er im Hinblick auf seinen Kreuzestod. Danach gab er den Jüngern den Auftrag gehet hin in alle Welt.

Aber so weit war es noch nicht. Doch die Frau ließ nicht ab in ihren Hilfeschreien. Sie warf sich sogar vor ihm in den Staub und hinderte ihn dadurch am Weitergehen. Hilf mir doch, Herr, ruft sie.

Da spricht Jesus mit ihr: Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen.

Das hört sich für uns hart an. Es gab wohl damals wie heute auch in den Mittelmeerländern zweierlei Sorten von Hunden, die , die auf den Straßen herumstreunten und die, die in den Häusern gehalten wurden als Spielgefährten der Kinder. Diese letztere Art ist wohl gemeint. Jesus will sagen:  Ehe die Hund drankommen, kommen erst die Kinder dran. Aber es bleibt eine Absage.

Was aber tut die Frau? Sie sagt nicht etwa: „Ich habe mich in dir getäuscht. Du kannst nicht der Messias sein, sonst könntest Du nicht so sprechen. Oh nein, sie nimmt sein Wort auf. Gewiss, Herr«, sagte sie; »aber die Hunde bekommen doch wenigstens die Brocken, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen.

Sie hatte die richtige Vorstellung, dass Gottes Gnade so reich ist, dass er Israels Verheißung hält und auch die Heiden erlöst. Von seinem Brote werden die Kinder und die Hunde satt.

Darum sagt Jesus : Du hast ein großes Vertrauen, Frau! Was du willst, soll geschehen.« Im selben Augenblick wurde ihre Tochter gesund.

Auch wir sollten lernen, nicht nachzulassen im Gebet, wenn das, worum wir flehen nicht eintritt. Diese Frau, die ja bis dahin vom Glauben an Gott nicht viel wusste, merkte bei Jesus, dass sie hier Hilfe bekommen konnte, weil er von Gott kam. Bitten wir darum, dass wir durch das Hören auf sein Wort, auch diesen Glauben bekommen und im Gebet anhalten können.

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Jutta Friedrich
Lehre mich, dass mein Leben ein Ziel hat. (Psalm 39, 5)

Der Dichter Christian Morgenstern schrieb: „Wer vom Ziel nicht weiß, kann auch das Ziel nicht erreichen.“

Welches ist das Ziel ihres Lebens? Haben Sie sich auch schon einmal gefragt: Lohnt es sich zu leben?

Wenn ich mit Menschen ins Gespräch komme, heißt es oft: Ich finde keinen Sinn, kein Ziel in meinem Leben. Was bringt’s?

„Lohnt es sich“ oder „Was bringt’s“, aber auch, dass man nicht alles so eng sehen dürfe, sind heute vielfach gebrauchte Redewendungen.

Diese Fragestellungen zeigen, dass wir ein schiefes Lebens- oder als Christen ein schiefes Glaubensbild haben, bzw. Gottes Wort, die Bibel, entweder gar nicht oder nur in Puzzleteilen kennen.

Das Wort „Glauben“ kommt aus dem Mittelhochdeutschen „geloben“. Dem Geloben geht eine gewisse Erkenntnis von Gottes Wesen voraus.

Meistens wird vom lieben Gott gesprochen. Ja, die Liebe Gottes zu uns Menschen ist unermesslich groß. Das sagt uns Johannes 3, Vers 16: „So seht hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Und in Jeremia 31, Vers 3 heißt es: „Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt und aus lauter Güte zu mir gezogen“. 

Die Liebe Gottes ist die eine Seite. Aber die Bibel spricht auch von Gott, dem Allmächtigen, dem Schöpfer, Heiligen und König und damit auch von Gott dem Richter.

„Ich habe dich je und je geliebt und aus lauter Güte zu mir gezogen“. Wer sich von Gottes Liebe hat ziehen lassen, Gott Treue gelobt und für seine Güte und Barmherzigkeit, vor allem aber für Sündenvergebung gedankt hat, der kommt dem Sinn, besser Ziel seines Lebens schon ganz nahe.

In den Briefen des Paulus, aber auch im Hebräerbrief kommt das Wort Ziel des Lebens öfter vor. Die Philipper und Korinther, an die er z.B. schrieb, waren Griechen und mit den Olympischen Spielen, die es erstmals 776 v.Chr. gab, groß geworden. Paulus benutzt deshalb ihr Wissen, um es betr. Glauben umzusetzen. Darum schreibt er z.B. „Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus“ ( Phil. 3, 14). „Wisst ihr nicht, dass die, die in der Kampfbahn laufen, die laufen alle, aber einer empfängt den Siegespreis? Lauft so, dass ihr ihn erlangt. Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, dass sie einen vergänglichen Kranz bekommen, wir aber einen unvergänglichen. Ich laufe aber nicht aufs ewisse (1. Kor. 9,24-26). Lasset euch durch niemand das Ziel verrücken!“ (Kolosser 2, 18)

Wir wissen von Olympia-Teilnehmern, dass Training ihr halbes, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben ausmacht, um eine Medaille zu gewinnen. Das ist ihr Ziel.

Paulus meint ein anderes Ziel: Unsere himmlische Berufung Gottes in Christus Jesus. 

Vielleicht kennen Sie den Vers aus Offenbarung 3: „Halte was du hast, dass niemand deine Krone nehme… Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angetan werden und ich werde seinen Namen nicht aus dem Buch des Lebens austilgen.“

Wir hörten vorhin, dass Gott auch König ist und an verschiedenen Stellen in der Bibel z.B. im Epheserbrief heißt es, dass wir Kinder Gottes und Erben sind. Wenn doch alle Christen wüssten, dass wir Königskinder und Erben sind. Ich glaube, dann würden viele anders leben, bzw. sich verhalten.

Die Athleten, die an einer Olympiade teilnehmen wollten, trainieren jeden Tag. Aber was bedeutet das für uns Christen?

Training Nr. 1 wäre: Bleibe in Christus. Aber wie macht man das?
Der Hebräerbrief gibt uns da Hilfe: „Darum sollen wir desto mehr auf Gottes Wort achten, das wir hören – und auch darin lesen – damit wir nicht am Ziel vorbei treiben“ (Hebr. 2, 1)

Training Nr. 2:
Gottes Wort sagt: „Gehet hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium. Das beginnt vor unserer Haustür, nicht erst in Afrika oder Asien.
Im Reich Gottes gibt es keine Zuschauer!

Training Nr.3:
Paulus spricht von Kämpfen. Warum? Weil es einen Widersacher Gottes gibt, der uns das Ziel verrücken will, z.B. durch den Zeitgeist, andere Religionen etc.

Training Nr. 4:
Im Gleichnis Jesu vom Weinstock (Joh. 15) heißt es: „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht. Ohne mich könnt ihr nichts tun.“

Was das für Früchte sind, die wir bringen sollen, können wir in Galater 5, 22 nachlesen: „Die Frucht aber des Geistes ist Liebe, freude, Friede, Geduld, freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Keuschheit.“

Wenn wir gern mal aus der Jacke springen wollen, weil uns etwas ärgert, dann merken wir, dass wir oben genannte Früchte nicht aus uns selbst bringen können. Darum sagt Jesus: „Ohne mich könnt ihr nichts tun!“

Ein jeglicher sei gesinnt wie Christus auch war (Phil. 2, 5). Christus vor Augen haben: „In Wort und Werk und allem Wesen, sei Jesus und sonst nichts zu lesen.“

Darum lasset uns aufsehen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens. Das ist ein Training für ein ganzes Leben zum Ziel hin – der himmlischen Heimat!

„Lehre mich, dass mein Leben ein Ziel hat!“

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Hans Schlüter:
Die Bedeutung der Kinder

Ich bete für uns alle:
- Lasst uns beten für alle Kinder, für sie, die in unserer Mitte klein und wehrlos sind, um eine glückliche Jugend, dass ihnen nichts Böses zustoße, dass sie gerade wachsen und nicht verbildet werden.
- Lasst uns beten, dass wir ihnen kein Ärgernis geben, sie nicht lehren zu hassen, sondern hineinführen in die Wahrheit und dass wir den Mut finden mögen einzutreten für alles Verwundbare, Unsichere und Unausgereifte.

Ich habe soeben für die Kinder dieser Welt gebetet.

Jeder von uns wird voll hinter einem solchen Gebet stehen; denn täglich sehen wir im Fernsehen, wie Kinder Opfer kriegerischer Verwicklungen werden, und selbst in Bethlehem, der Geburtsstadt Jesu, kommen Kinder durch solche Ereignisse zu Schaden.

Diese kriegerischen Ereignisse sind von uns meist nicht zu beeinflussen und darüber hinaus weit entfernt. Wir spenden für die Opfer Geld, was sehr wichtig ist, um ihre Not zu lindern; aber wir fühlen uns für diese Kinder nicht direkt verantwortlich.

Manchmal wird durch eine solche weit entfernt stattfindende Tragödie unser Blick für das getrübt, was unmittelbar vor unseren Augen stattfindet, und womit eigentlich jeder Einzelne von uns  zu tun hat.

Es geht um die Stellung der Kinder in unserer Gesellschaft in Deutschland.

Damit kein falscher Eindruck entsteht:
Ich will keineswegs in die pauschale und daher unqualifizierte Klage über die Kinderfeindlichkeit in Deutschland einstimmen.

Ich möchte aber gleichermaßen nicht in den ebenso pauschalen und unqualifizierten Ruf nach dem Staat einstimmen. Dieser Ruf ist im Augenblick zu einem donnernden Crescendo angeschwollen, der auch von solchen Menschen, Parteien und Gruppen lautstark unterstützt wird, denen solche überholten Institutionen wie EHE und Familie bislang völlig unwichtig waren.

Gerade wir Deutschen mit unserer jüngeren Vergangenheit im Dritten Reich und der DDR sollten sehr hellhörig gegenüber vollmundigen Versorgungs- und Erziehungsprogrammen des Staates sein.

Auch außerhalb von Bibel und neuem Testament ist Bildung und Erziehung von Kindern zunächst und vorrangig Aufgabe von Eltern und Familie. Ihnen zur Seite traten und treten Schule und Kirche.

Von letzterer, nämlich der Kirche, höre ich in den großen Debatten über Kindererziehung ohnehin für meinen Bedarf entschieden zu wenig. Das ist politisch auch klar; denn die entsprechende Weichenstellung wird von Leuten betrieben, die traditionell kirchlichen Einfluss für gestrig und damit entbehrlich halten.

Ich möchte deshalb heute Abend mit Ihnen gemeinsam darüber nachdenken, welche Stellung die Kinder im Christentum haben bzw. haben sollten.

Dazu möchte ich Jesus selbst zu Wort kommen lassen.

Vor Jahren hat mein ältester Enkel Hans-Christoph, der bei uns zu Besuch war, diesen Text vorgelesen, so wie er im ältesten Evangelium steht, dem Markus-Evangelium:
Da brachte man Kinder zu Jesus, damit  er ihnen die Hand auflegte.
Die Jünger aber wiesen die Leute schroff ab.
Als Jesus das sah , wurde er unwillig und sagte zu ihnen:
Laßt die Kinder zu mir kommen,
hindert sie nicht;
denn Menschen wie ihnen gehört das Reich Gottes.
Amen: ich sage Euch:
wer das Reich Gottes nicht so annimmt , wie ein Kind,
der  wird nicht hineinkommen.“
Und er nahm die Kinder in seine Arme;
dann legte er ihnen die Hände auf und segnete sie .

Ich denke, es ist nicht schlecht, diesen Text einmal aus dem Mund eines Kindes zu hören; denn es ist fast immer gut, wenn etwas von dem vorgetragen wird, um den es geht. Vor Jahren haben wir das gelegentlich in unseren Abendandachten geschafft, dass auch Kinder zu Wort kamen.

Dabei soll vorab auf eine Kleinigkeit hingewiesen werden, die im Text erwähnt wird, nämlich:
„ Die Jünger wiesen die Leute zunächst schroff ab“.

Das heißt doch wohl, dass eine gewisse Kinderfeindlichkeit auch damals zum Alltag gehörte. Kurz aber ganz wichtig ist auch der Hinweis:
„.........Und Er segnete sie...“

Was soll das Wort „segnen“ hier eigentlich ausdrücken?

Es drückt aus, dass Jesus die Kinder in die Gemeinschaft mit Gott aufnimmt. Der Grund dafür liegt nicht etwa in ihrer Unschuld oder Demut.

Nein: Ganz so wie sie sind gehören sie in das Reich Gottes , klein , hilflos, gering und ohne Vorleistung.

Das ärgert die Jünger, die bislang in der Überzeugung lebten, man müsse erst dauerhaft die Gebote Gottes eingehalten haben, bevor man von Gott ernst genommen werde.

Jesus sieht das anders und sagt: „Lernt von den Kindern, nehmt das Reich Gottes an so wie ein Kind, vorbehaltlos und voller Vertrauen, denn das Reich Gottes ist dort, wo sein Wort gilt.“

Wir können die Kinder unserer heutigen Welt nicht mehr unmittelbar zu Jesus bringen; aber sein Wort gilt fort.

Die Rede Jesu über die Kinder war eine Herausforderung für die Erwachsenen und ist es bis heute geblieben. Sie zeigt, wie sehr Jesu Denken unser Denken korrigiert und eine andere Wertordnung aufrichtet; denn Er empfiehlt uns Erwachsenen die Kinder zum Vorbild.

Wie meint „ER“ das wohl ?

Dazu zwei persönliche Erlebnisse:
 -   Als meine Schwiegermutter vor vielen Jahren starb, herrschte Trauer im Haus, die auch unserem damals zehnjährigen Sohn nicht verborgen blieb. Seine Bemerkung ist mir unvergesslich:
„Warum weint Ihr? Oma ist doch jetzt bei Gott.“
Ich frage damals wie heute: Wer von uns hätte spontan dasselbe gesagt?

 - Das zweite Erlebnis hatte ich mit unserem ersten, damals zwei Jahre alten Enkel. Seine Eltern mussten eine Auslandsreise machen, und er war 14 Tage ganz allein mit uns, seinen Großeltern. Es hat mich zutiefst berührt, als er damals in seiner noch unvollkommenen Kindersprache sagte: „ Oma ist bei dir, Opa ist bei dir “, womit er Urvertrauen und Geborgenheit ausdrücken wollte. Dieses Urvertrauen der Kinder setzt Jesus dem Vertrauen der Menschen zu Gott gleich, wenn er uns Erwachsenen empfiehlt, auch hier von den Kindern zu lernen.

Man sollte als Erwachsener solche Erlebnisse mit Kindern in sich aufnehmen. Glücklich ist derjenige, der in seiner Kindheit Eltern, Großeltern oder andere gehabt hat, die ihn in diesem Kinderglauben gestärkt und gefördert haben; denn das ist ein Schatz, der sie für das Leben stärkt.

Dazu gehört das Gespräch über Gott. Die Erwachsenen müssen damit anfangen und die Kinder vom Gespräch über Gott zum Gespräch mit Gott führen:
Das ist dann das Gebet!

Wer je von Herzen mit Kindern gebetet hat, wird erleben, welche Ruhe und Entspannung aus diesem Gebet auf das Kind übergeht.

Das ist keine Idealisierung, auch wenn wir alle wissen, dass ein interessanter oder gar aufregender Tag manchmal das übliche Abendgebet verdrängt. An dessen Stelle tritt vielleicht ein kindlicher Bericht über die Ereignisse des Tages und ein Dank an Gott für diesen schönen Tag.

Stellen wir uns einmal vor, dass wir Erwachsenen einen Tag damit abschlössen, dass wir Gott für diesen Tag dankten!!

Es ist bezeichnend, dass ein Mann wie Dietrich Bonhoeffer in seinen sogenannten Brautbriefen so etwas tut, indem er aus dem Gefängnis an seine Verlobte schreibt, dass es für ihn auch hier keinen Tag gibt, an dem es nichts zu danken gebe.

Eine solche Einstellung zum Leben und zu Gott verspricht eine Gelassenheit, um die sich jede Bemühung lohnt.

Und noch etwas sehr Wesentliches können wir von den Kindern lernen:
Sie nehmen Gott als Schöpfer wörtlich:
-- alles ist sein Werk und damit auch sein Reich
-- zu seinem Reich gehört die  sichtbare und die unsichtbare  Welt
-- Leben und Tod --  auch Tod -- ist für sie von anderer Art, als für den normalen Erwachsenen .

-- So ist auch der gestorbene aber auferstandene JESUS für Kinder eine Realität mit der Einsicht:
„ER ist immer bei uns; aber wir können ihn nicht mehr sehen.“

Indem erwachsene Menschen, wie der „ungläubige Thomas“ des Neuen Testaments, nur das akzeptieren, was sie begreifen und beweisen können verbauen sie sich eine geradezu unglaublich starke Hilfe im Alltag.

Das hat meines Erachtens auch das 11.Kapitel des Hebräerbriefes im Blick, wo es heißt  : „Es ist aber der Glaube eine völlig gewisse Zuversicht zu dem, was man hofft, und ein Nicht-Zweifeln an dem , was man nicht sieht.“

Wenn wir im Glauben an Jesus Christus das Reich Gottes in dem Teil betreten, den „ ER“ uns als sterbliche Menschen gegeben und  zugewiesen  hat , so können wir gleichzeitig gewiss sein , dass ER mit seiner Hilfe und mit seinem WORT bei uns ist .

So , wie es unsere Aufgabe als Erwachsene ist , die Kinder mit GOTT und JESUS  CHRISTUS bekannt und vertraut zu machen , so werden uns diese Kinder durch ihre Art , das Reich Gottes anzunehmen, stärken und ermutigen.

So werden Kinder und Erwachsene eine Lebensgemeinschaft , die gegenseitig aufeinander hört.

Was den christlichen Glauben an geht, gilt dann das Motto unseres heutigen MARKUS-Textes:
Wahrlich , ich sage Euch:
„Wer das Reich Gottes nicht so annimmt , wie ein Kind,
der wird nicht hineinkommen .“

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Hans Schlüter:
Die Macht der Vergebung

So seltsam es auch klingen mag:
Trotz der Behauptung, dass wir in einer Welt leben, in der Gott bedeutungslos ist, gibt es auch im Alltag ein großes Interesse an religiösen Fragen.

Jeder von uns erlebt daher in kürzeren Abständen diesbezügliche Zeitungsartikel oder Diskussionen im Fernsehen.

So erinnere ich mich an eine Fernsehdiskussion, in der die drei großen Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum verglichen wurden.

Die Besonderheit des christlichen Gottesbildes wurde so definiert, dass unser Gott, besonders in der Person Jesus Christus, kein Gott der Vergeltung und Rache sei, sondern ein Gott der Vergebung.

Es ist mir unvergesslich, als genau an dieser Stelle sich ein jüngerer Diskussionsteilnehmer zu Wort meldete. Er erklärte etwa folgendes:
Je mehr ich über die Botschaft des Christentums nachdenke, desto stärker bin ich davon überzeugt, dass Gott, insbesondere durch das Wirken des Mensch gewordenen Jesus Christus, auch mir meine Sünden vergeben wird.

Was mache ich aber als Mensch im Alltag, wenn mir bestimmte Menschen meiner irdischen Umwelt nicht vergeben?

Besonders bedrückt mich diese Frage bei Angehörigen und guten Freunden.

Für mich hatte der junge Mann mit dieser Frage die Diskussion auf einen sehr wichtigen Punkt gebracht, nämlich:
Welche Rolle spielt die christliche Botschaft von der Vergebung in unserem Alltag?

Sagt die Bibel nur etwas über die Vergebung Gottes gegenüber den Menschen oder wird auch die Vergebung der Menschen untereinander für wichtig gehalten?

Auf jeden Fall hatte dieser Diskussionsteilnehmer die Wichtigkeit von Vergebung als Mittel zur Schuldbewältigung im alltäglichen Leben des Menschen ganz einfach und klar formuliert.

Er nannte auch Beispiele, die er als seine ganz persönliche Schuld ansah.

Das waren keine schwerwiegenden Vergehen wie Ehebruch oder kriminelle Handlungen. Das waren vielmehr alltägliche Lieblosigkeiten, wie sie uns allen bekannt sind. Er sagte unter anderem:

In den Augen meiner alten Mutter kümmere ich mich zu wenig um sie, obgleich ich das Gebot wirklich ernst nehme:„ Du sollst Vater und Mutter ehren.“

Auf  einem ganz anderen Gebiet lag sein 2. Beispiel:
Bei Diskussionen erwarte ich, dass jeder seinen Standpunkt logisch und sachlich begründet.

Dazu werfen mir aber häufig meine alten Freunde, aber auch meine Freundin vor, dass sei liebloses Abwürgen von Argumenten, da ich immer nur meine eigene Meinung gelten ließe.

Soweit die Eingeständnisse alltäglicher Lieblosigkeiten aus der Fernsehdiskussion, die ich noch heute in Erinnerung habe.

Könnten wir solche und ähnliche Beispiele aus unserem Leben zitieren, und kennen wir auch die Versuche der Schuldbewältigung, die darin liegen können, das Problem zu verdrängen, die Schuld auf andere zu übertragen oder gar die Schuld beim Opfer der Lieblosigkeit selbst zu suchen ?

Entgegen diesen herkömmlichen sehr menschlichen Methoden der Schuldbewältigung kennt die Bibel nur einen einzigen dafür aber verheißungsvollen Weg, nämlich:
Erkennen und Anerkennen der Schuld
sowie
Bitte um Vergebung.

Fast jeder von uns wird bewusst oder unbewusst mit diesem biblischen Weg seine eigenen Erfahrungen gemacht haben.

Er wird aber auch erfahren haben, wie sich unser Verhältnis zu unserem Nächsten, an dem wir schuldig geworden sind, allein dadurch entspannt, dass wir ihm zeigen, dass wir begriffen haben, wie sehr wir ihn durch unsere Lieblosigkeit verletzt haben. Das gilt übrigens auch für kirchenfremde Mitmenschen, die sich selbst als „religionsfrei“ bezeichnen

Auch sie sind von der Botschaft der Sündenvergebung durch GOTT und die Menschen fasziniert. Dabei sind einige Übereinstimmungen zwischen der Vergebung durch GOTT und die Menschen erwähnenswert:

GOTT vergibt, worauf Luther ausdrücklich hinweist, nicht die Sünde schlechthin, sondern er vergibt dem einzelnen Sünder.

Der Vergebung soll die Buße als Erkennen der Verfehlung vorausgehen.

Die Bitte um Vergebung ist die unverzichtbare Voraussetzung für das Gelingen des Ganzen.

Was wir alle damit in unser Gedächtnis zurückrufen ist folgendes:
Die gleiche Schuldbewältigung durch Vergebung, wie sie für die Menschen gegenüber GOTT gilt, ist unverändert gültig für uns gegenüber unserem Nächsten.

Hier liegt ein nicht unwesentlicher Unterschied zwischen „Altem“ und „Neuen Testament“.

Das „Alte Testament“ berichtet nur von Fällen, in denen GOTT menschliche Schuld vergibt. Das „Neue Testament“ dagegen zeigt, wie ernst die Vergebung der Menschen untereinander bereits durch Jesus genommen wurde. Es wird nämlich auch die weiterführende Frage behandelt, was ich machen soll, wenn mir mein Mitmensch nicht vergibt.

In’ s  Alltagsdeutsch übertragen lautet dazu die christliche Botschaft: Wenn Du unter der fehlenden Vergebung leidest, so musst Du dies dem anderen zeigen und ihm sagen, wie sehr Du unter seiner Verwerfung trotz deiner ehrlichen Buße leidest.

Hier geht die Vergebung der Menschen untereinander in die „Vision der Feindesliebe“ über.

Unter vielen Zitaten zu diesem Thema heißt es z.B. bei Matthäus im 6. Kapitel:
Denn so Ihr den Menschen ihre Fehler vergebt, so wird Euch Euer himmlischer Vater auch vergeben.

Wo Ihr aber den Menschen ihre Fehler nicht vergebt, so wird Euch Euer Vater Eure Fehler auch nicht vergeben.


Und wenn wir fragen, was wir tun sollen, wenn unser Mitmensch erneut an uns schuldig wird, so hören wir von dem Arzt und Evangelisten Lukas im 17.Kapitel:
So Dein Bruder an Dir sündigt, so strafe ihn und, so es ihn reut, vergib ihm.
Und wenn er siebenmal des Tages wieder käme zu Dir und spräche „es reut mich“,
so solltest Du ihm vergeben.

Die tiefe göttliche Einsicht in die menschliche Seele und die Zeitlosigkeit der soeben zitierten neutestamentlichen Aussage beeindruckt.
Warum:
Es wird nicht verlangt, dass ich jede Verfehlung mir gegenüber hinnehme; aber wenn derjenige bereut, der an mir schuldig geworden ist, soll bzw. muss ich ihm vergeben.

Ich soll quasi unbegrenzt vergeben, so wie auch ich von GOTT unbegrenzte Vergebung erwarten darf.

Durch die eigene Aktivität der Vergebung durchbreche ich das tödliche Denken in „Siegern und Besiegten“; denn indem ich vergebe, verzichte ich darauf, in einer Sache Recht zu haben.

Halten wir einmal kurz inne und fragen wir: „Ist Vergebung aus christlicher Sicht eine unmoderne Sache?
Für emanzipierte Menschen des 21. Jahrhunderts unakzeptabel?
Uum Vergebung zu bitten eine untragbare Bürde für einen freien Christenmenschen?

Jeder von uns möge die Antwort darauf für sich selbst suchen und finden.

Sicherlich hat Vergebung nur für diejenigen von uns wirklich Bedeutung, denen brennend klar ist, wie sehr sie selbst gegenüber ihren Mitmenschen und GOTT der Vergebung bedürfen.

Damit das heute in dieser Kurzandacht verkündete Wort GOTTES zur Hilfe im Alltag wird, sollten wir u.a. zweierlei tun:

Wir sollten gedanklich innehalten, wenn wir im Vaterunser beten: “und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern“.

Und wir sollten beachten, was Jesus im Markusevangelium uns empfiehlt, nämlich: „Wenn Ihr beten wollt und Ihr habt einem anderen etwas vorzuwerfen, dann vergebt ihm, damit auch Euer Vater im Himmel Eure Verfehlungen vergibt.

Und dies ist die zeitlose Botschaft über die Macht der Vergebung:
Anrechnung einer Schuld zerstört die Gemeinschaft von Menschen.
Vergebung schafft, wenn sie echt ist, eine neue festere Gemeinschaft.

Ich habe bewusst in dieser Kurzandacht als Beispiele nur Alltagskonflikte ausgewählt, die keine großen Vergehen darstellen aber ausreichen, die Atmosphäre zwischen uns und unseren Nächsten nachhaltig zu vergiften.

Das würde vermieden, wenn alle Menschen das so genannte 11. Gebot beachten würden, das da heißt: “liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst“.

Dann würde jeder gegenüber seinem Nächsten dieselbe Großzügigkeit gelten lassen, mit der er eigene Vergehen vor sich selbst rechtfertigt.

Da wir davon aber in aller Regel nicht ausgehen können, weist GOTT uns durch seinen Mensch gewordenen Sohn Jesus Christus in göttlicher Weisheit auf die Macht der Vergebung hin, und es liegt bei jedem Einzelnen von uns, davon Gebrauch zu machen.

So bete ich zum Abschluss  aus dem 139. Psalm:
Erforsche mich, GOTT, und erfahre mein Herz;
prüfe mich und erfahre, wie ich’s meine.
Und siehe, ob ich auf bösem Weg bin,
und leite mich auf ewigem Wege.

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Hans Schlüter:
Christ und Obrigkeit

Das soeben hinter uns liegende Reformationsfest 2008 war ein ganz besonderer Tag. Dieser 31. Oktober war der erste innerhalb einer Dekade, die ihren Abschluss am 31. Oktober 2017 finden soll, also dem 500 jährigen Reformationsjubiläum.

Zunächst wollten einige der Initiatoren diese Dekade als „Reformationsdekade“ bezeichnen. Damit sollte eine Konzentration auf die Person Luthers vermieden werden; denn an dem Werk der „Reformation“ seien viele beteiligt gewesen. Um nur wenige zu nennen, waren das Calvin, Melanchthon und Bugenhagen.

Das Kuratorium unter Vorsitz des jetzigen Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wolfgang Huber brachte jedoch den Begriff „Lutherdekade“ ein und setzte ihn durch. Dahinter stand die Erkenntnis, dass die Reformation in der Rückschau weit über die Theologie hinaus wirkte und die Entstehung der modernen Welt einleitete. Es war aber in überwältigender Weise Luther zu verdanken, dass die  Reformation über die Religion hinaus in alle Bereiche von Staat, Wirtschaft, Wissenschaft, Familie und Kunst hineinwirkte.

Luther wird hier als Prediger und Redner mit charismatischer Ausstrahlung gesehen, der Erwartungen weckte und Auswirkungen freisetzte, die weit über das hinausreichte, was heutzutage als religiös gilt. Außerdem treten neben seine wortgewaltigen Übersetzungen der Bibel gleichwertig seine zahlreichen Schriften, die ihre eigene Wirkung entfalteten.

Das sind u.a.:
Von der Freiheit eines Christenmenschen
Von weltlicher Obrigkeit und wie weit man ihr Gehorsam schuldig ist.

All’ diese Schriften Luthers entsprechen seiner Grundforderung, dass sie sich streng an den Texten der Heiligen Schrift zu orientieren haben und damit verlässlich auf dem „Wort Gottes“ basieren.

Ich möchte das an einem Beispiel erläutern:

Die zentrale Aussage der „Freiheit eines Christenmenschen“ lautet:
Durch den Glauben an Jesus Christus werden wir Menschen frei von jedem Druck irdischer Mächte und zugleich frei für den Dienst am Nächsten.

Die Basis für diese Aussage Luthers findet man u.a. im Brief des Apostels Paulus an die Korinther.

Wie passt nun diese befreiende Botschaft zum 13. Kapitel des Römerbriefs, in dem derselbe Apostel Paulus schreibt:
Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat.
Denn es ist keine  Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet.
Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung; die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.

Kann ein denkender, normaler Mensch mit diesen beiden Aussagen zugleich leben und sie auch noch als Hilfe im Alltag ansehen ??

einmal: Freiheit vom Druck irdischer Mächte

einmal: Untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat.

Zugegeben: einmal steht die Beziehung der Menschen untereinander im Mittelpunkt, das andere Mal „Der Christ und die staatliche Ordnung“; aber lässt sich das im täglichen Leben voneinander trennen; denn jeder moderne Staat, auch der demokratischste regiert heutzutage unmittelbar in die Privatsphäre hinein.

Gerade wir Deutschen haben unsere leidvollen Erfahrungen mit Römer 13 im Dritten Reich. Damals hatten die protestantischen Christen eine Konfessionsspaltung in „Deutsche Christen“ und „Bekennende Kirche“. Im geistlich/theologischen Mittelpunkt der Auseinandersetzung stand Römer 13 mit der scheinbar totalen Unterwerfung der Gläubigen unter den Willen des nationalsozialistischen Staates. Seither können mindestens die Älteren unter uns Römer 13 nicht mehr unvoreingenommen lesen.

Seit 1945 leben wir in grundlegend geänderten Verhältnissen.

Geblieben aber sind u.a. zwei Fragen:
Haben die Christen damals versagt ?
Kennt Römer 13 Grenzen der Unterordnung unter die Obrigkeit ?

Wenn wir den ganzen Text des 13.Kapitels lesen, so heißt es dort:
So gebet nun, was ihr schuldig seid: Zoll und Steuern demjenigen, dem Zoll und Steuern gebühren, Furcht und Ehre, dem Furcht und Ehre gebührt.

Für den Übersetzer Luther gebührte Furcht und Ehre ausschließlich GOTT.

Dieser Text signalisiert also aus der Sicht der Christen im Dritten Reich ein Widerstandsrecht; aber wir Älteren wissen, welches Schicksal damals dem bevorstand, der offen Widerstand leistete.

Was  uns, die wir heute in dieser Abendandacht hier versammelt sind aber interessieren sollte ist die Frage, warum Gott dem Christen die Haltung gegenüber der Obrigkeit abverlangt, die in Römer 13 mit allem Nachdruck gefordert wird, wenn es heißt:
wo aber Obrigkeit ist, da ist sie von Gott verordnet.
Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebt Gottes Ordnung;
die aber widerstreben, werden über sich ein Urteil empfangen.

Und genau hier schaltet sich wiederum der Reformator Martin Luther mit seinen Schriften ein. Er arbeitet ganz klar die Zweiteiligkeit in der Verpflichtung der Christen heraus. Deutlicher wird das, wenn wir statt der Formulierung von Römer 13 die uns vertrautere Formulierung verwenden:
Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.

Luther liest diese Verpflichtung nicht als Trennung, sondern als ein Nebeneinander und Miteinander:
Jedem das Seine ! 

Luther entwickelt daraus die Lehre von Gottes beiden Regierweisen, an anderer Stelle benutzt er das Bild von den zwei Regimentern:
beide von Gott eingesetzt
beides Institutionen im göttlichen Auftrag.

Hinter dem „geistlichen“ Regiment stehen fromme Menschen, echte GOTT – Gläubige. Über sie schreibt Luther aber ganz realistisch:
Dieses „geistliche“ Regiment ist ein verschwindend kleines Häufchen, verstreut über die Erde, manchmal noch nicht einmal einer auf Tausend.

Dies ergibt sich u.a. aus der Eigenart des Christentums; denn Christus will, dass die Menschen freiwillig, aufgrund eigener Gewissensentscheidung zu GOTT kommen.

Wenden wir uns nun dem zweiten, dem „weltlichen“ Regiment zu.
Dessen Aufgaben sind stichwortartig:
einerseits Recht, Gesetz und Schwert
andererseits Zoll und Steuern.

Rahmenbedingungen für Recht und Wirtschaft zu setzen und zu überwachen, sind uns als legitime Aufgaben der Obrigkeit bzw. des Staates durchaus vertraut.

Das weltliche Regiment als eine der Regierweisen Gottes zu erkennen und anzuerkennen dürfte uns Menschen des 20. und 21. Jahrhundert nicht so vertraut sein.

Es ist aber m.E. ein wichtiger Beitrag Luthers, uns den allmächtigen Schöpfer dieser Welt auch in unserem Alltag spüren zu lassen.

Luther begründet die Einsetzung des weltlichen Regiments damit, dass sonst absolutes Chaos herrschen würde.

Zitat :  Denn sintemal alle Welt böse und unter Tausend kaum ein rechter Christ ist, würde eins das andere fressen, so dass niemand könnte Weib und Kind ziehen und nähren  und Gott dienen.

Das Eingreifen Gottes in den Bereich weltlicher Obrigkeit ist uns heutigen Menschen leider fremd geworden. Vielleicht sind wir deshalb auch blind dafür.

Könnten Sie sich vorstellen, dass wir Älteren ein solches Eingreifen miterlebt haben, als 4 Jahre nach dem zynischen Missbrauch von Römer 13 durch das Dritte Reich sich das Deutsche Volk ein Grundgesetz gegeben hat, in dessen Präambel steht:
„im Bewusstsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen“

Dies ist im Grunde die Vision von Römer 13 über die Kooperation von weltlichem und geistlichem Regiment.

Das „Credo Luthers“ dazu lautet:
Keins ist ohne das andere genug in der Welt !!

Durch all’ das, was Luther absolut logisch und schlüssig in seiner Schrift „Von weltlicher Obrigkeit“ ausführt, wird klar, warum Paulus in seinem Brief an die Römer so entschieden erklären darf, dass die weltliche Obrigkeit jedermann---- also auch den Christen --- direkt von Gott verordnet ist.

Luthers Überlegungen müssen lediglich in einigen Formalien für uns Menschen des 21. Jahrhunderts sprachlich modernisiert werden; denn wir kennen als Obrigkeit keine Fürsten und Könige sondern eine von uns selbst demokratisch gewählte Regierung und ein Grundgesetz, dass Willkür verhindern soll und kann.

Dadurch bekommt auch ein evtl. Widerstand gegen die Obrigkeit für uns eine neue Qualität.

Wir lesen Römer 13 dann so wie Paulus und später Luther mit folgender Betonung:
Wer sich nun der Obrigkeit widersetzt,
der widerstrebt Gottes Ordnung.

Ich habe versucht, in dieser Andacht zu verdeutlichen, dass Luther mit seinen Schriften weit über die reine Theologie hinausweist. Wir haben gesehen, wie visionär er die Botschaft Jesu interpretiert hat. So passt dessen Ausspruch „gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist“ auch noch auf unsere Demokratie.

Im Zusammenhang mit Luther und dessen Wirken ist es darüber hinaus begründet, auch heute noch vom christlichen Abendland zu sprechen.

Der Name Luther bürgt dafür, dass der Ausgangspunkt dafür das „wahre“ Wort Gottes war.

Ich schließe mit einem zweiteiligen Zitat aus Luthers Schrift „von der Freiheit eines Christenmenschen.

Der erste Teil lautet:
Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan.

Der zweite Teil lautet:
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.

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Hans Schlüter:
Was bedeutet Dankbarkeit?

Ich bete aus einem Danklied unserer Kirche.

Bis hierher hat mich Gott gebracht, durch seine große Güte.
bis hierher hat er Tag und Nacht bewahrt Herz und Gemüte.
bis hierher hat er mich geleit, bis hierher hat er mich erfreut,
bis hierher mir geholfen.

Hab Lob und Ehr, hab Preis und Dank für die bisher’ge Treue,
die Du, oh Gott, mir lebenslang bewiesen täglich neue.
In mein Gedächtnis schreib ich an, der Herr hat Großes mir getan,
bis hierher mir geholfen.

Ich habe soeben ein Dankgebet gesprochen, so wie Lob und Dank in jedem Gottesdienst ihren Platz haben sollten.

Dass hier das Wort Gottes in ein uns allen bekanntes Kirchenlied eingebettet ist, stört keineswegs; denn so wird es dem Gläubigen im Jahr so oft präsentiert, wie es gesungen wird.

Was mich mehr bewegt, ist die Frage an uns alle, ob der Inhalt dieses Liedes als Wort Gottes und eine Hilfe im Alltag empfunden wird.

Anders gefragt: Fühlen wir uns in unserem Alltag tatsächlich so fürsorglich geleitet und begleitet wie es unser Text sagt? Danken wir Gott also aus vollem Herzen, wenn wir dieses Lied singen und nehmen wir diesen Dank mit in unseren Alltag?

Damit wir uns nicht missverstehen: ich erwarte von keinem unter uns, dass sein Alltag ständiges und ununterbrochenes Gotteslob ist. Das wäre völlig unrealistisch; und deshalb erwartet das auch Gott nicht von uns.

Es geht mir ganz einfach um die Frage, die wir uns selbst stellen sollten: „Ist Gotteslob und Dankbarkeit gegenüber Gott fester Bestandteil unseres Lebens und Hilfe im Alltag?“

Dankbarkeit, darüber sind wir uns sicher einig, ist die Antwort von Menschen auf Geschenke, die sie erhalten haben. Wichtigste Voraussetzung ist aber, dass der Beschenkte das Erhaltene auch wirklich als Geschenk betrachtet, sonst verkommt der Begriff „Dank“ zu einer Höflichkeitsfloskel ohne tieferen Sinn. Vokabeln wie „Dank zollen“, „Dank abstatten“ oder „Dank schulden“ drücken das aus. Kurzum: Danke sagen gehört zum guten Ton.

Wer Kinder aufmerksam beobachtet, erkennt ihre Abneigung, wenn Eltern bei Geschenken ihre Kinder ermahnen: Was sagt man? …. danke.

Nur bei Geschenken, durch die sich Menschen wirklich beschenkt fühlen, kommt der Dank unaufgefordert und spontan.

Dass, was ich zuletzt über den Dank der Menschen untereinander gesagt habe, gilt aber genauso für die Dankbarkeit gegenüber Gott. Die Beispiele dafür, die das Neue Testament nennt, sind Beweis. So sehe ich die Geschichte von den zehn Aussätzigen, wie sie der Arzt und Evangelist Lukas berichtet. Im 17. Kapitel schreibt er, dass die Leprakranken Jesus um Erbarmen anflehten. Er verweist sie an die Priester, die nach damaligem Verständnis für die Heilung aller Krankheiten zuständig waren.

Alle Aussätzigen wurden geheilt.

Wörtlich heißt es dann im Text:
„Einer aber unter ihnen, da er sah, dass er geheilt war, kehrte um und pries Gott mit lauter Stimme. Jesus aber sprach: „Sind ihrer nicht zehn rein geworden? Wo sind aber die neun? Hat sich sonst keiner gefunden außer dir, der wieder umkehrte und gäbe Gott die Ehre?“ und er sprach zu ihm:“ Stehe auf, gehe hin, Dein Glaube hat dir geholfen.“

Was sagen wir zu diesem Bericht. und wie empfinden wir die Reaktion von Jesus? Warum erwähnt der Evangelist Lukas, der im beruflichen Leben Arzt war und das Leben seiner Patienten im Alltag kannte so nachdrücklich, dass Jesus dem Einzigen der Aussätzigen, der zurückgekehrt war, sagte: „Dein Glaube hat dir geholfen“. Offensichtlich waren doch auch die anderen neun Aussätzigen von ihrer Krankheit geheilt worden.

Meines Erachtens gibt es auf diese Frage nur eine befriedigende Antwort: Jesus will sagen : „Dein Glaube hat dich bewegt umzukehren und das Wichtigste zu tun, nämlich Gott zu danken.“

Der Text im Lukas - Evangelium sagt, dass die Aussätzigen sich an die Priester wendeten. Vordergründig waren es also diese, denen die Heilung der körperlichen Leiden zu verdanken war. Trotzdem bleibt die Heilung insgesamt eine Tat Gottes, und zwar deshalb, weil Aussätzige damals nicht nur als unrein, sondern auch als unheilbar galten.

Aus Angst vor Infektion hatte die Gesellschaft sie ausgestoßen und isoliert. Das war auch in Europa so, wo man ausgesprochene Lepra-Kolonien einrichtete. Deren letzte wurde erst 1957 geschlossen. Es war die Insel Spinalonga auf Kreta. Auf diesem Hintergrund muss man den Bericht des Evangelisten über die Heilung der zehn Aussätzigen sehen. Die Leistung Jesu bzw. die Tat Gottes bestand darin, in dieser als aussichtslos geltenden Situation heilkundige Priester überhaupt dazu zu bringen, sich der Lepra-Kranken anzunehmen. Sie darüber hinaus auch noch zu befähigen, diese Menschen zu heilen, die als unheilbar galten, gehört eindeutig zu den Wundertaten Jesu. Dass dessen ungeachtet nur einer der zehn Aussätzigen Gott für seine Heilung dankt, zeigt uns, wie schwer es auch damals den Menschen fiel, das Eingreifen Gottes in ihr Leben zu erkennen und anzuerkennen.

Ich kehre zurück zu der Bedeutung, die Jesus der Dankbarkeit zuordnet. Dank schafft, das wissen auch wir, die engste vorstellbare Bindung zwischen dem, der vorbehaltlos schenkt und dem, der so beschenkt wird. Für die Geschichte der zehn Aussätzigen bedeutet dies, dass nur der Eine die umfassende Heilung erfährt, die über das Körperliche, nämlich die Beseitigung der Lepra, weit hinaus geht. Er findet seinen inneren Frieden und jede Angst vor der Zukunft; denn er hat erlebt, wie Gott selbst sich um ihn kümmerte und seine Geschicke lenkte.

Diese Erkenntnis auf unser Leben zu übertragen hieße, auch in unserem Leben das Wirken Gottes zu erkennen. Das wäre für jeden von uns schon ein großer Erfolg und Fortschritt.

Ich möchte aber noch einen Schritt weiter gehen. Das, was Jesus über die Bedeutung von Dankbarkeit gegenüber Gott sagt, möchte er, der Sohn Gottes, auch auf  die Menschen übertragen. Wir sollen die Bedeutung von Dankbarkeit auch auf unsere Beziehungen untereinander übertragen.

Ich habe in dieser Andacht schon vor dem Dank gewarnt, der nicht mehr ist, als eine Höflichkeitsfloskel.

Diese Anmerkung behalte ich im Auge.

Wenn wir dann aber an die Bedeutung von Dankbarkeit im Zusammenleben der Menschen denken, so helfen uns die vielen Lebensanweisungen, die uns Jesus aus der Zeit hinterlassen hat, als er als Mensch unter uns lebte.

Er hat uns anschaulich klargemacht, dass wir Menschen uns gegenseitig auch mit etwas beschenken können, das keinen materiellen Wert hat.

Dazu gehören Liebe, Zuneigung, Beistand und Hilfe in Not. Solche Geschenke liegen sichtbar und unübersehbar vor uns. Wir müssen, um im Bild zu bleiben, sie nur aufheben und überreichen.

Als Beispiel für das, was hier gemeint ist, erinnere ich mich an einen einfachen „Song“ aus meiner Jugendzeit. In eine Melodie eingebettet, die ein „Ohrwurm“ war, enthielt er die simplen Fragen:
Heute schon dein Kind gelobt?
Deiner Frau gesagt, dass Du sie liebst?

Ideal ist es, wenn aus Dankbarkeit geschenkt wird. Es ist dabei gleichgültig, ob aus Dankbarkeit gegenüber Gott oder den Menschen geschenkt wird. Dann ist nämlich der Dank des Beschenkten zugleich Geschenk für den Schenkenden. Der Inhalt dessen, was ich damit meine, ist mehr als ein Wortspiel.

Wenn meine Frau und ich unseren Kindern einen attraktiven gemeinsamen Urlaub schenken, ist das ein Beispiel für das, was ich meine. Nehmen die Kinder dieses Geschenk mit wirklichem Dank an, so liegt darin zugleich ein Geschenk an uns, die Eltern; denn wir werden mit den Kindern und Enkelkindern einen Urlaub lang zusammen sein.

Hier wird dann das Geschenk zum Dank und der Dank zum Geschenk.

Mühelos kann man diesen Grundgedanken auf das übertragen, was Jesus in der Geschichte von den zehn Aussätzigen ausdrücken will, die der Arzt Lukas berichtet.

Lassen Sie uns gemeinsam eine Kultur der Dankbarkeit entwickeln, die uns sensibler macht für die großen und kleinen Geschenke, die Gott uns und wir uns untereinander machen.

Wir haben in dieser Abendandacht erneut festgestellt:
             Dankbarkeit schafft die engste vorstellbare Bindung
             zwischen dem, der vorbehaltlos schenkt
             und dem, der so beschenkt wird.

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